Schottland 2016 Teil 2

Kategorien Reisebericht

Moffat, Wanlockhead & Edinburgh

Der Zeltabbau geht noch nicht so ganz flüssig von der Hand, wir haben aber noch ein paar Tage zum Üben vor uns. Kleine Randnotiz an dieser Stelle, der ein oder andere Camper wird sich nun an den Kopf fassen und denken “wie kann der nur..?”: Das große 4-Personen Zelt habe ich für schmale 130,- vor Jahren bei ebay gekauft. Nach verschiedenen Offroadveranstaltungen hat es auch im diesjährigen Schottlandurlaub voll überzeugt. Es steht ein bisschen schief, jeden Tag anders, bei steifer Brise oben an der Steilküste wackelt es – aber es steht, ist auch bei schottischem Regen dicht und bietet bei Stehhöhe für 2 Personen genügend Platz. Letztendlich ist es das, was zählt. Tipp für Autoreisende: Ein anständiger Hammer und vernünftige Stahlnägel anstelle gängiger Heringe. So lässt sich das Zelt auch in blankem Fels verankern. Nun denn, zurück zur Reise:

Wir machen uns auf den Weg ins Moffat Water Valley. Ein kleines Sträßchen soll uns wohl zu unserem ersten schottischen Wasserfall führen – wir sind gespannt. Über das angeschlossene Tablet dudelt schottische und irische Folkmusik, ein tolles Gefühl.

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Die Straße ist herrlich zu fahren. Leichtes bergauf und bergab, Grün soweit das Auge reicht, das Tal schlängelt sich kurvenreich scheinbar bis in die Unendlichkeit. Nach etwa 45 tief entspannten Minuten erreichen wir das Grey Mare’s Tail Nature Reserve. Auf dem kleinen Parkplatz halten wir an und wandern ein kleines Stückchen. Feiner Nieselregen komplettiert das schottische Outdoorfeeling. Wandern, das Rauschen des Bachs, ein Wasserfall, Schafe, Einsamkeit. Wir habe uns wohl für den falschen Weg entschieden, auf halber Höhe ist der Pfad gesperrt. Die rechte Seite wäre die richtige gewesen. So schaffen wir es leider nicht bis ganz nach oben, den Wasserfall bekommen wir aber noch zu Gesicht.

Auf dem Parkplatz angekommen fährt just ein rappelvoller Reisebus vor. Das nennt man dann wohl gutes Timing. Wir fahren die gleiche Straße wieder zurück auf die A74. Eine Stunde später erreichen wir Wanlockhead. Dort möchten wir eine alte Bleimine samt zugehörigem Bergbaumuseum besichtigen. Für Interessierte bietet das Museum of Lead Mining viele Informationen, die Führung ist jedoch der Hauptgrund für unseren Abstecher. In der alten Mine wäre etwas mehr zeit wünschenswert gewesen, der Guide musste jedoch seinen Zeitplan einhalten. Sowohl unter Tage als auch das Museum haben uns gut gefallen und sind aus unserer Sicht empfehlenswert.

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Unser Tag endet in Edinburgh, fälschlicherweise oft für die Hauptstadt Schottlands gehalten. Bis dahin sind es von der Mine noch etwa 1,5 Stunden. Am frühen Abend erreichen wir unser Hotel und lassen den Tag im Trubel der Großstadt ausklingen. Zwei Tage wollten wir bleiben, um das Schloss zu besichtigen, eine Führung durch den Untergrund der Stadt zu machen und ein bisschen durch die Stadt zu schlendern.

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Wie auf den Fotos zu sehen, sorgte das typisch schottische Wetter wieder für schlechte Lichtverhältnisse zum Fotografieren. Etwas über ein Land oder eine Stadt zu erfahren ist ein Grund, warum Reiseberichte gelesen werden. Deshalb möchte ich an dieser Stelle nicht nur die tolle Seite beleuchten, die Fotos sind aber entsprechend gewählt. Für Edinburgh hatten wir viele Pläne, die wir letztendlich alle verworfen haben. Es war schlicht viel zu voll, für das Schloss fällt mir kein passendes Wort ein, das diese Menschenmassen gebührend beschreibt. Als Alternative wollten wir uns die Camera Obskura ansehen, aber auch dies ist nicht geschehen. Letztendlich haben wir uns dann Geschäfte angesehen, waren in vielen Touri-Läden und haben uns mit Souvenirs eingedeckt. zu empfehlen ist die Weberei unterhalb des Schlosses. Dort gibt es ALLES aus Wolle und alle anderen erdenklichen Souvenirs. Anders als gedacht waren die Preise auch voll in Ordnung, in ganz Schottland haben wir kein ähnliches Preis-Leistungsverhältnis für Schals gefunden.

Tagsüber waren wir noch im Royal Museum, eine Mischung aus Natur-, Technik- und Nationalmuseum. Freier Eintritt für alle und unglaublich viel zu sehen. Leider waren wir recht spät dran und wir konnten uns nicht alles anschauen. Um 23:00 begann unsere Geisterführung durch die Katakomben Edinburghs. Natürlich haben wir die Tour ab 18 Jahren gewählt, was denn sonst? Ganz ehrlich? Ich habe mich noch nie so mulmig gefühlt wie während dieser Tour. Zugegeben, es wird nicht alles wahr gewesen sein was der Guide erzählt hat. Jedoch in absoluter Dunkelheit, unter vor Feuchte tropfenden Decken Geschichten über die berüchtigsten Mörder und die Zustände in diesen Slums, wo ein Menschenleben nichts wert war zu lauschen, sorgte für ein wirklich beklemmendes Gefühl. Dazu hatte man noch die mittelalterlichen Folterinstrumente vor Augen, die einem 10 Minuten zuvor bis in jedes Detail vorgestellt wurden… Bis dato hatte ich sowas noch nie empfunden – ein ungewohntes Erlebnis. Danach liefen wir schweigend zurück zum Hotel und brauchten Ruhe.

Etwas enttäuscht von der Stadt und total fertig von den Menschenmassen ,waren wir froh die Stadt am nächsten Morgen zu verlassen und weiter Richtung Norden zu fahren. Nun denn, Check-out gegen 8 Uhr, weiter geht’s. Beim Beladen des Jeep fällt uns unter den Regentropfen der Nacht ein Kratzer auf dem rechten hinteren Kotflügel auf, der zuvor noch nicht da war. Was war da passiert? Ist jemand mit einem Rucksack hängen geblieben? Scheisse. Zur Sicherheit gucken wir einmal ums Auto. Auf der Fahrerseite angekommen wird die ganze Pracht des Künstlers offensichtlich. Zusammengefasst: Kotflügel Beifahrerseite hinten zerkratzt, Heckklappe zerkratzt, Kotflügel Fahrerseite hinten zerkratzt, Hintertür Fahrerseite zerkratzt, Fahrertür zerkratzt, Motorhaube zerkratzt. Wirklich kein schöner Anblick zu Beginn des Urlaubs wo man eh schon froh war die Stadt verlassen zu können. Bei vier anderen Autos sind Reifen zerstochen. Also Fotos machen, zurück ins Hotel, Versicherung anrufen. Hotel informieren, die sehr hilfsbereit gleich die Polizei rufen. Nach 1,5 Stunden immer noch keine Polizei da. Nach der 4. Rückfrage sind bereits über 2 Stunden vergangen. Irgendwann klingelt bei der Rezeption das Telefon. Die Polizei hätte zurück gerufen und durchgegeben, dass sie heute nicht mehr kommen könne. Ernsthaft Schottland? Was stimmt nicht mit euch? Nun gut, das Auto fährt ja, also lassen wir uns vom Hotel den Vorfall schriftlich bestätigen und fahren selbst zur Polizei. Dort wird alles aufgenommen und ich bekomme eine Nummer die ich der Versicherung geben kann. Ganz großes Kino.

Zum Glück ist der Jeep, auch da noch nicht mal zwei Jahre alt, Vollkasko versichert. Der Schaden belief sich am Ende auf rund 4’000,- und das  Auto wurde nahezu vollständig (bis auf die 2 Türen der Beifahrerseite) neu lackiert. Klar, uns ist nichts passiert und alles ließ sich reparieren, aber ganz im Ernst. Solche Leute!

Nichts wie raus aus der Stadt und ab in die Natur!