All unsere Fotos der Tour finden sich als Galerie am Ende des Beitrags. Die Fotos stehen zur privaten Nutzung frei zur Verfügung, habt Spaß damit!
Ein rollendes Offroadfestival als “Ersatz” für die bisherigen Events der OF-Series? Eine sensationelle und extrem vielversprechende – aber auch ambitionierte – Idee, die die Organisatoren ausgetüftelt haben. Für uns war direkt klar: Da machen wir wieder mit – und wir waren nicht die einzigen. Bereits etwa zwei Wochen(!) nach Eröffnung der Anmeldung waren die geplanten Startplätze belegt und eine Warteliste wurde eröffnet. Es scheint, als habe man den richtigen Nerv getroffen und auf Basis der vergangenen Events ein gesundes Level an Vertrauen in die Qualität der Eventorganisation geschaffen.
Wie bereits bei den Festivals in Sontra und in der Lausitz waren wir auch bei dem “dynamischen” Festival wieder Teil der eingespielten Crew und kümmerten uns hauptsächlich um Events auf der Strecke, entlang der Reise nutzen wir dann jedoch die Zeit auch für ein paar Fotos und Videos. Um bei den letzten Vorbereitungen vor Ort zu helfen, reisten wir bereits am Donnerstag mittag nach Izola. Von den mitgebrachten Massen an Material (Roadbooks, sämtliche Geräte, Give-aways, Aufkleber etc.) waren wir schier beeindruckt, keine Ahnung wie Flashi das alles transportiert hat. Das Ganze scheint doch recht groß zu werden…
Am Freitag erreichten nun auch die Teilnehmer das Hotel und somit den Startpunkt der Five Mountains Tour, die uns quer durch Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro und Albanien führen wird.
Gut gelaunt, aber auch froh die erste lange Etappe der Anreise geschafft zu haben, wurden die Autos direkt am Meer geparkt um erst einmal im Hotel einzuchecken und sich bei der Anmeldung für die Tour zu registrieren. Dort gab es neben den Aufklebern fürs Auto auch das Roadbook, ein Navigationsgerät, GPS-Tracker und ein Goodiebag mit Mützen und Schals für die kommenden Tage. Wofür man die braucht war noch nicht so ganz klar, war es hier am Meer doch sehr angenehm. Als sich der Parkplatz allmählich füllte, bot sich ein grandioser Anblick. Unterschiedlicher hätten sowohl Fahrzeuge als auch Teilnehmer nicht sein können. Vom Studenten zum Firmeninhaber, vom Sprinter zum UAZ – es war einfach alles am Start. Beeindruckend und zugleich unglaublich interessant. Nahezu serienmäßige SUVs standen neben voll ausgestatteten Expeditionsfahrzeugen, wieder andere waren mit einem Zeltanhänger unterwegs. Leise vernahm man bei einer Runde über den Parkplatz bereits das Klappern von Werkzeug, erste Reparaturen wurden durchgeführt, letzte Vorbereitungen abgeschlossen. Bei dem abendlichen Briefing wurden wichtige Informationen kommuniziert und der allgemeine Ablauf der Veranstaltung verkündet.
Am nächsten Morgen ging es los, die Tour begann. Nach einer ersten Überführungsetappe dauerte es nicht lange, bis wir das erste Mal Schotter unter die Reifen bekamen. Schmale Wege aber auch breite, zum Schnellfahren einladende Schotterpisten führten uns in Kroatien zum ersten Eventpunkt der Reise. Wir fuhren dem Feld voran und erwarteten die Teilnehmer, mit einer kleinen Aufgabe. Zu gewinnen gab es die ersten Buchstaben für das Lösungswort. Wer bis zum Ende der Reise alle Buchstaben gesammelt und korrekt zusammengepuzzelt hat, kam in den Lostopf für eins der großen Gewinnspiele. Nachdem das ganze Feld an uns vorbei war, bauten wir zusammen und machten uns auf in Richtung Camp. Die vor uns liegende Strecke war leider etwas länger als gedacht, weshalb wir noch etwa 3 Stunden bei völliger Dunkelheit zum RKG Camp fuhren. Bei unserer Ankunft war das Team Cuisine bereits voll im Gange und bereitete für das komplette Feld hervorragendes Abendessen zu. Bereits nach der ersten Nacht wurde uns direkt klar, warum es diesmal Mütze und Schal statt der bekannten Baseballcaps gab. Es war verdammt kalt – zumindest wenn man wie wir ohne Standheizung, dafür mit Bodenzelt und einfachen Schlafsäcken unterwegs ist.
Morgens ging es weiter, es wartete direkt die zweite Challenge auf uns. Um rechtzeitig am Eventpunkt zu sein mussten wir hier leider abkürzen, weswegen wir an den ersten zwei Tagen relativ wenig der beeindruckenden Landschaft mitbekommen haben und diese auch in unserer Galerie und im Video nicht auftaucht.
Als zusätzliche Überraschung stand uns in Kroatien eine Kiesgrube vor gewaltiger Kulisse zur Verfügung. Hier wurde allen die Möglichkeit geboten, die Grenzen des Fahrzeugs auszuloten, sich aufzuwärmen für die Dinge die da kommen und wie im Offroadpark frei fahren zu können. Für Rätselfreudige gab es weiterhin bei einer Herausforderung die nächsten Buchstaben. Hierbei musste der Beifahrer seinen erblindeten Fahrer durch einen Parkours lotsen, für die meisten eine ganz neue Erfahrung. Ohne visuelle Einschätzung wirkte jeder noch so kleine Stein wie ein Berg, ein Meter wie ein Kilometer, ein Hauch am Gaspedal wie Mopsgeschwindigkeit.
Nach einer milderen und somit angenehmeren Nacht im gut ausgestatteten OSRAM-Camp starteten wir voller Freude in die nächsten Etappen. Zuerst werden wir Kroatien verlassen und die Landschaft in Bosnien bestaunen, um viele Kilometer später dann im 4-Sterne Hotel im Stadtzentrum von Mostar zu nächtigen. Über wunderschöne Strecken führte uns das Roadbook durch Täler, über Berge und Hochebenen sowie entlang idyllischer Bäche. Egal wo man anhielt, stets traf man auf gut gelaunte und glückliche Offroader und freute sich auf den Ausblick hinter der nächsten Kehre.
Voller Eindrücke, aber auch etwas erschöpft von der Fahrerei kamen wir erst abends in Mostar an. Das ausgesuchte Hotel sowie das Abendessen waren hier hervorragend. Wir sind zwar keine Kulturtouristen, fanden es aber schade erst bei Dunkelheit in der Stadt mit so viel Geschichte und einer vielversprechenden Altstadt angekommen zu sein. Also schmiedeten wir den Plan am nächsten Morgen, wohlgemerkt vor der Marathonetappe, in die Stadt zu gehen und wenigstens ein paar eigene Eindrücke zu sammeln. Also stellten wir den Wecker auf 5:00 und machten uns pünktlich zum Sonnenaufgang auf den Weg zur berühmten Brücke. Parken konnte man um die Uhrzeit überall problemlos, somit haben wir uns etwas Zeit für den Fußweg gespart und konnte dann direkt in die Etappe starten.
Ein paar Stunden später, mitten im Nirgendwo auf einer Hochebene, stieg nach Umfahrung einer Kehre plötzlich Rauch auf. Hatte Winnetou sich auf seinem Ritt verirrt und gab hier, nicht weit entfernt einer gigantischen Schlucht, Rauchzeichen? Die malerische Landschaft trug tatsächlich zu solchen Vorstellungen bei. Anstatt wilder Indianer erwarteten uns hier jedoch erneut die Kollegen der kochenden Crew, die ohne vorhandene Infrastruktur Steaks grillten und mit einem selbstgekochten Eintopf auf die passierende Meute wartete. Bei phantastischem Panorama stärkten wir uns und zogen weiter unseres Weges, nichts ahnend was uns erwartet.
Eine grobe Vorstellung der heutigen Etappe gab uns Andreas am gestrigen Abend mit auf den Weg. Die Abkürzung sollten wir auf jeden Fall meiden, die komplette Strecke würde sich an dem Tag definitiv lohnen. Da jedoch die letzten Tage schon voller fantastischer Landschaften und Aussichten waren, hatten wir nicht mit einer nochmaligen Steigerung in diesem Ausmaß gerechnet. Windend schlängelte sich ein Forstweg durch dicht bewachsenen Wald, Forstarbeiter beluden ihre LKWs, Einheimische kamen in den hier sehr oft anzutreffenden VW Golfs entgegen. Strahlender Sonnenschein (wie die ganze Woche) erwartete uns dann am Ende des Waldes, Felsen strahlten in der Sonne. Es schien, als käme man aus dem Dickicht direkt auf den Gipfel – der Anblick war phänomenal. Sowohl Drohnenfotos als Kameras geben die Weite, die Farben und Fernsicht nicht annähernd wieder. Es lässt sich jedoch erahnen, in welch traumhaften Landschaft wir uns hier bewegten.
Einsame Hütten, kleine Bergseen und herbstlich gefärbte Baumgruppen begleiteten uns auf dem Weg gen Trsa. Auf dem Weg dorthin machten wir uns ab der Grenze zu Montenegro zur Aufgabe, die durchfahrenen Tunnel zu zählen. Eine asphaltierte Straße schlängelte sich entlang eines gigantischen Stausees, in einem der unbeleuchteten Löcher im Berg bogen wir ab und erklommen das Hochplateau des Camps. Bei 73 Tunneln haben wir leider den Rhythmus verloren und das Zählen aufgegeben. Das Camp lag hoch oben in den Bergen, passend zum Sonnenuntergang fuhren wir ein. Beim Aussteigen machte sich der Höhenunterschied direkt bemerkbar, das ganztägig getragene T-Shirt wich umgehend dem Wintermantel samt Mütze. Gerne hätten wir ein Zimmer gebucht. Diese seien jedoch ausgebucht, so sagte uns die Dame an der Rezeption. Kurzerhand checkten wir das auf booking.com (vielen Dank an das Team Wood Force Racing für das geliehene iPhone samt Datenvolumen!) und siehe da: es war noch ein Zimmer frei. Also mit der Buchungsbestätigung zur Rezeption und man gab uns nach kurzer Wartezeit ein kleines Zimmer für zwei Personen. Spartanisch – aber vollkommen ausreichend und allemal wärmer als das Zelt und die Schlafsäcke vom Discounter. Bei Wein und Lagerfeuer ließen wir den Abend ausklingen um am nächsten Tag in die montenegrinischen Highlands aufzubrechen. Und meine Güte – war das ein Fest!
Direkt nach dem Camp begann sich eine kleine Asphaltstrecke die Berge hochzuwinden. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit waren wir wieder mittendrin, Herden von Wildpferden begrüßten uns. Bei wechselndem – aber stets trockenem Wetter – fuhren wir wundervolle, teils sehr nasse Passagen durch golden schimmernde Graslandschaften und entlang wolkenverhangener Bergketten, wie wir sie nur in Schottland erwartet hätten. Das erste Stück der Iron Mountain Challenge nahmen wir noch mit, entschlossen uns dann jedoch den zweiten Ausstieg zu nehmen und überquerten schließlich noch die Grenze zu Albanien. Ein kurzes Stück darauf trafen wir uns wieder mit einem Teil der Crew an einem Campingplatz direkt am See. Die winterlichen Temperaturen waren schnell vergessen, hatten wir hier abends doch noch stolze 23°. Am Donnerstag, dem vorletzten Tag der Tour nahmen wir uns vor so viel Strecke wie möglich zu machen und den Track zu fahren. Wir waren ja schließlich zum offroad fahren hier. Der hier lesende Teilnehmer wird wissen was nun folgt. Nun ja, damals wussten auch wir es nicht 🙂
Vielen Bächen folgend und Flussbetten querend starteten wir in die Etappe, trafen ab und an andere Teilnehmer der Tour (zu diesem Punkt war das Feld sehr weit verstreut, was beabsichtigt war). Einen Teil der ersten Strecke umfuhren wir, um dann wieder in den Track einzusteigen. Unser Plan war, heute so weit wie möglich die Strecke zu fahren um morgen mehr Zeit am Meer zu haben und die einlaufenden Teilnehmer begrüßen zu können. Eine reguläre “asphaltierte” Straßen sollte uns zu einem Bergbaugebiet führen. Nun muss jedoch gesagt werden, dass eine Straße in Albanien keine Straße im eigentlichen Sinn ist. Vielmehr sind es 20 cm tiefe Schlaglöcher, die durch aufgerissenen Asphalt verbunden sind. Somit sank das Reisetempo dramatisch und wir kamen erst nachmittags in der Bergbauregion an. Noch etwa 4-5 Stunden, so unsere Planung, dann schlagen wir unser Camp auf. Aus unerklärlichen Gründen wurde es dann jedoch dunkel, das war zu dem Zeitpunkt nicht geplant. Es schien also Sinn zu machen, was im Roadbook stand. Sinngemäß: “Erst am letzten Tag diese Etappe beginnen”.
Die Szenerie hatte bei einbrechender Dunkelheit und dem mystischen Licht etwas völlig surreales. Verlassene Minen, aufgegebene Industrieanlagen – und auf einmal kam hinter einer Kehre des Passes ein Kettenbagger entgegen. Der Bergbau scheint hier also doch noch aktiv betrieben zu werden. Da wir in dem Minengebiet mit unserem recht großen Bodenzelt keinen Campplatz fanden (im Dunkeln sieht man auch nicht so weit), entschlossen wir uns dem Plan folgend einfach weiter zu fahren. Und merke: da wo trotz LED-Scheinwerfer schwarz ist, ist meist ein Abgrund. Wir trafen auf grillende Teilnehmergruppen, die Ecken zum Schlafen gefunden hatten und waren uns bei der zerklüfteten Landschaft nicht sicher ob es sich da oberhalb von uns um einen Stern, ein UFO oder fahrende Teilnehmer handelte. Meist waren es tatsächlich Autos unserer Truppe, die wir nach und nach aber alle einholten, da sie dann ihr Lager aufgeschlagen hatten. Als sich das Bergbaugebiet dem Ende neigte, folgte ein schöner Wald mit interessanten Wellenpassagen, die mit Pfützen gefüllt waren – für uns leider kein ideales Campgebiet. Also ging es weiter, bis sich der Untergrund änderte. Es schien, als hätte hier irgendjemand versucht eine Pflasterstraße zu bauen. Wie sich am nächsten Tag in Gesprächen herausstellte, waren das die alten Römer.
Nachdem wir auf einmal vor einem Militärgelände standen, Warntafeln im Scheinwerferlicht deuteten unmissverständlich darauf hin, und noch etwas weiter fuhren, fanden wir gegen 22:30 dann ein nettes Stückchen Wiese, auf dem wir unser Zelt aufstellten. Auch wenn es verdammt anstrengend war und man vermutlich besser den Hinweisen des Roadbooks gefolgt wäre, war diese Nachtetappe im Nachhinein eine wirklich lustige Herausforderung an Konzentration und Durchhaltevermögen.
Sicher war uns, dass wir bereits früh am Ziel ankommen werden um den Sand unter unseren Füßen zu spüren. So machten wir uns nach einer ohnehin ziemlich unruhigen Nacht (irgendwann klapperte noch ein alter unbeleuchteter Holzlaster direkt am Zelt vorbei) früh auf den Weg in Richtung Durres. Dabei schlossen wir hinter Elbasan noch mit der Küchencrew auf und beschlossen die restlichen Kilometer entspannt zusammen zu fahren. Das Wetter zeigte sich wieder einmal von seiner besten Seite, die Temperatur lag bei 25° – es stand uns also ein fulminantes Ende einer anstrengenden aber unvergesslichen und eindrucksvollen Woche bevor. Das letzte Stück Roadbook hat noch einmal echt Spaß gemacht, hinter dem Pinienwald sahen wir in den Dünen dann bereits vom Weiten die wehenden Festivalflaggen, die das Ziel markierten. Nach der Zieldurchfahrt hieß es dann: Schuhe aus, Badehose an und ab in die erfrischende Adria!
Schnell war die albanische Römerstraße vergessen und man dachte bereits an die beeindruckenden Erlebnisse der vergangenen Tage, um sicherzustellen kein Detail der Reise vergessen zuhaben. Es war einfach alles dabei, wahnsinnig tiefe Schluchten und schwindelerregende Bergpässe, kalte Nächte mit Lagerfeuer sowie warme Abende, weiße Gebirge und goldene Graslandschaften, scharfe Serpentinen und rasante Pisten, blauer Himmel und brauner Schlamm, tolle Fahrzeuge und glückliche Menschen – was will man mehr?
Zusammenfassend: Bombastisch! Uns hat es trotz der Anstrengungen als Teil der Crew (was hier nicht geschildert wurde) verdammt viel Spaß gemacht! Alleine das Feedback und die fröhlichen Launen der Reisenden entschädigte alles. Einige hätten sich etwas mehr Zeit für Pausen und die grandiosen Landschaften gewünscht, das wurde inzwischen bereits als Feedback für 2020 vermerkt. Dass man auf eigene Faust nie auf diese fantastischen Pfade gestoßen wäre, die solch ein Gesamtbild abliefern, steht außer Frage. Ebenso die nur schwer vorstellbare Vorbereitungszeit, Materialorganisation, Event Control, Roadbookschreiberei, ärztliche, technische und kulinarische Versorgung unterwegs sowie Hotelbuchungen für über 200 Personen zeigen, um was für ein riesiges Projekt es sich handelt.
Nun wurde der Bericht doch ganz schön lang – aber was habe ich nicht alles weggelassen? Durch unsere Aufgaben entfiel der komplette kroatische Winnetou-Teil, der sicher viele Fotos und Geschichten zu bieten hatte. Iron-Mountain haben wir nur kurz genannt, den Abschnitt Driftwood überhaupt nicht. Breite Schotterpisten, alte Holzbrücken, einsame Bergseen und tolle individuelle Erlebnisse mit Teilnehmern und neue Freundschaften fanden hier keine Erwähnung, unser kleiner dritter Eventpunkt ebenfalls nicht. Mit dieser lediglich einwöchigen Tour könnte man nahezu ein ganzes Buch füllen. Kam es einem vor Ort doch viel vor, so fällt einem erst beim Verarbeiten der Eindrücke auf, was man alles erlebt und gesehen hat.
Vielleicht hilft dem ein oder anderen die Galerie, in der wir unsere Fotos zur privaten Nutzung zur Verfügung stellen. Ich bedanke mich für das Durchhaltevermögen bis hier hin und wünsche dir viel Spaß beim Stöbern!