Der erste Reisebericht bei 4x4-pics.com von Matthias (CrazyHorse) aus dem offroad-forum.de. Viel Spaß beim Lesen und Betrachten der Fotos!
Hier berichte ich von unserem Herbsturlaub in den Westalpen. Man möge mir verzeihen, dass ich keinen 4-Wheeler habe und mit einem stinknormalen PKW (Skoda Octavia) unterwegs bin. Meinem Auto habe ich dennoch einiges zugemutet und bin teilweise auf extrem schlechten Straßen gefahren (aus der Sicht eines PKW-Fahrers, was manchen von euch eher ein Schmunzeln hervorrufen würde). Aber ich denke, das wird sicher dennoch den einen odern anderen interessieren, der nicht unbedingt das ultimative Abenteuer sucht, sondern einfach tolle Landschaften entdecken will.
Nun, unsere Unterkunft war in einem kleinem Dorf am Lac Serre-Poncon, einer der größten Stauseen in Frankreich, in den Dauphine-Alpen, ca. 20km östlich von Gap bzw. ca. 90km südlich von Grenoble. Ein recht guter Standort, um von dort aus die Gegenden Parc des Ecrins oder Queyras sowie etliche Paßstraßen zu erkunden. Auch der Parpaillon, der hier recht bekannt sein sollte, ist in relativer Nähe. Den bin ich aber nicht gefahren, da fehlt mir noch das passende Gefährt...
So, nun aber die Bilder. Für die größere Ansicht aufs Bild klicken oder per Rechtsklick neues Fenster/Tab (bei manchen Bildern lohnt es sich einfach, die größere Version anzuschauen):
Der Lac Serre-Poncon am Abend
Der Blick von dem Dorf Picoune, in dem unsere Unterkunft war, über den See zum Pic de Morgon
Der südliche Seitenarm des Sees. Der See ist insgesamt 20 km lang, wenn man aber einmal um den See herumfahren will, legt man fast 90km zurück. Dafür muss man fast den ganzen Tag einplanen, weil man so oft anhält und die Aussicht geniessen will...
Ich finde es klasse, wie abgelegen manche Dörfer oder auch nur Bauernhöfe sind. So wie dieser Hof, das muß im Winter richtig geil sein... da fährt bestimmt kein Schneepflug hoch, das wird sich der Bauer mit seinem Traktor selbst bahnen müssen...
Der Staudamm mit dem E-Werk
Wieder ein Blick über den See
Hier nochmal der Blick auf den nördlichen und größeren Seitearm des Sees. Unten ist eine Brücke zu sehen, das ist die N94 von Gap nach Briancon, links davon das Örtchen Savines-le-Lac und rechts von der Brücke das Dorf Picoune, in dem wir untergebracht waren.
Ich muß noch erwähnen, daß im Spätherbst im Gegensatz zum Sommer fast nichts los ist... an vielen Sehenswürdigkeiten waren wir oft die einzigen Touristen, nur in Briancon und am Col d'Izoard haben wir deutlich mehr Touristen gesehen... wer seine Ruhe haben will, der findet sie hier im Spätherbst.
Mont Dauphin, eine interessante Festungsanlage, die von Vauban errichtet wurde. Das Tal dahinter in der Mitte führt zum Col de Vars, links geht es zur Südrampe des Col d'Izoard.
Von Mont Dauphin gibt es eine kleine Nebenstrecke nach Guillestre, die es in sich hat. Wie gesagt, aus der Sicht eines PKW-Fahrers. Es geht extrem steil hinunter in eine Schlucht und auf der anderen Seite vor allem auch sehr schmal hinauf. Es gibt durchaus PKW-Fahrer, die sich da in die Hosen machen würden...
Aber man hat von dort aus eine tolle Sicht auf Exgliers und im Hintergrund auf Barre des Ecrins, der einzige Viertausender Frankreichs außerhalb des Mont-Blanc-Massices.
Wobei es auch eine andere Möglichkeit gibt, zu dieser Aussicht zu gelangen, aber das ist langweilig...
Ausweichstellen gibt es kaum welche...
Zu dieser Aussicht kommt man aber nur zu Fuß hin... HInten sieht man die Dächer von Mont Dauphin.
So, daß ist jetzt mal der erste Teil, weitere folgen im Laufe der nächsten Tage. Eine sehr interessante Rundfahrt südlich des Stausees, einem der am dünnsten Gebiete Frankreichs, sowie Touren über die Pässe wie Col d'Izoard, Col d'Allos, Col des Champs, Col de la Cayolle sowie Col de Vars, aber auch Glacier Blanc und Glacier Noir und das Städtchen Briancon standen auf dem Programm.
Ein weiterer Ausflug führte uns in die Gegend südlich vom Stausee Lac-Serre-Poncon, westlich davon das Durance-Tal, das vom Stausee herkommt, und östlich davon befindet das obere Verdon-Tal. Es ist einer der am dünnsten besiedelten Gegenden Frankreichs. Klar, dass es in den höheren Lagen der Alpen nicht dicht besiedelt ist, aber die Alpentäler schon. Das ist hier etwas anders, da liegen die Ortschaften teilweise 12 bis 15 km auseinander, dazwischen ist wirklich nichts... nur Landschaft. Natürlich kein Vergleich zu den einsamen Gegenden in den Wüsten Afrikas, aber wir reden hier auch von Mitteleuropa...
Ein Hochtal bei Turriers. Wenn man weiter nach Süden will, gelangt man zu einer hübschen Paßstraße...
Paßhöhe Les Tourniquets
Ich hatte ein bestimmtes Ziel im Auge, und zwar das Hochtal bei Reyniers:
Sobald man über sehr kleine und enge Straße Reyniers erreicht hat, geht es wieder ins Tal hinunter und man landet unversehens auf eine Schotterpiste (auf dem Bild oben sieht man unten im Tal ein Teil der Strecke).
Hier muss man ein Furt durchqueren. Für echte Offroader ist das natürlich kein Spaß, wenn die Furt betoniert ist, aber gut für einen PKW-Fahrer. Um ins hintere Teil des Tals zu gelangen, muß man kilometerlang auf einer Schotterpiste fahren.
Völlig legal, es ist als normale Fahrstraße in der Karte eingezeichnet und es gibt auch keine Verbotsschilder, da es weiter oben im Tal noch ein kleine Siedlung gibt...
Die Landschaft ist schon etwas eigenartig, gerade wegen dieser roten Schichten im Felsen bin ich hingefahren
Manchmal herrscht dann doch viel Verkehr...
Zurück am See haben wir uns auch mal ein Ruhetag gegönnt und waren nur in der unmittelbaren Umgebung unserer Unterkunft unterwegs...
St.Apollinaire, etwas oberhalb vom Lac Serre-Poncon
Lac St.Apollinaire, ein netter Bergsee oberhalb von St.Apollinaire. Man sollte diesen nur nicht an einem Sonntagnachmittag bei schönem Wetter besuchen, da sämtliche Einheimische mit Kind und Kegel dort den Sonntagnachmittag mit Picknick verbringen...
Dann ging es zum Fuße des höchsten Berges der Region und zu den beiden Gletschern Glacier Blanc und Glacier Noir
Barre des Ecrins (4.102m)
Glacier Blanc
Briancon mit netter Innenstadt. Es lohnt sich dort anzuhalten und ein bißchen durch die Altstadt zu spazieren...
Von Briancon aus führt eine Straße direkt zum Col d'Izoard
Col d'Izoard (2.360m)
Die Südrampe ist eine sehr einzigartige Felswüstenlandschaft mitten in Europa
Ein weiterer Ausflug führte uns über drei weitere Pässe im Süden vom Lac Serre-Poncon
Blick vom Col d'Allos zum Quellgebiet der Verdon (ca. 70km südlich davon befindet sich die berühmte Verdon-Schlucht)
Die Anfahrt zum Col des Champs. Ein sehr enge und kurvige Straße, die zum Teil im ziemlich schlechten Zustand ist, für eine normale Straße wohlgemerkt...
Am Col des Champs
Col de la Cayolle
In den 10 Tagen, die wir in den Westalpen verbracht hatten, war nur an einem Tag schlechtes Wetter. Für Ende Oktober war das schon etwas ungewöhnlich. Für diesen Tag hatten wir eigentlich eine Wanderung am Berg Pic de Morgon (2.324m), der auf der anderen Seite des Sees zu sehen ist. Leider war dieser an diesem Tag in Wolken eingehüllt. Also haben wir die Wanderung abgeblasen und uns spontan entschieden (was häufig geschieht), dass wir ein anderes Ziel südwestlich vom Lac Serre-Poncon ansteuern.
Am Lac Serre-Poncon
Es ist meistens so, dass ich, bevor wir irgendwo in den Urlaub fahren, in Googlle Earth die Gegend abklappere und nach interessanten Punkten absuche. So finde ich oft interessante Motive, die ich in keinem Reiseführer finde und diese oft nur Einheimische kennen. So wie das Hochtal bei Reynier mit diesen roten und weißen Gesteinschichten. Dieses Ziel hatte ich in Google Earth entdeckt und als lohnenswert befunden, stand in keinem Reiseführer, nicht einmal im Internet habe ich irgendwelche Hinweise dazu gefunden... So auch das Ziel an diesem Tag, der Col d'Esprèaux auf ca. 1100m Höhe, eher unspekaktulär.
Dazu muss man das Durance-Tal Richtung Sisteron fahren, kurz hinter Tallard fängt zwar die Autobahn nach Sisteron an, aber man bleibt auf der Landstraße, da zwischen Autbahnbeginn und Sisteron auf 30 km keine Abfahrt gibt. Bei Plan de Vitrolles verläßt man die breite Straße und fährt in Richtung Esparron. Ein sehr kleine, kurvige Straße, die über das Gebirgsmassiv südwestlich von Gap führt. Auch hier sehr dünn besiedelt und fast kein Verkehr.
Am Col d'Esprèaux auf 1100m
Sehr interessant die dunken Fels- bzw. Geröllschichte, die wie Schiefer aussehen, und dazu die bunten Bäume... bei diesem Wetter war es nicht einfach zu fotografieren, ständig musste ich das Objektiv abwischen, weil immer wieder kurze Regenschauer kamen...
Aber es hat sich gelohnt. Ich war wieder in einer Gegend, in der sich sonst keine Touristen verirren...
Dann ging es wieder zurück zum Lac Serre-Poncon
Hier konnte ich noch ein paar Bilder machen, dann hat es angefangen zu schütten und das hat erst am späten Abend wieder aufgehört.
Am nächsten Tag lag Neuschnee auf den Bergen
Da die Berge um den See herum ca. 2500m hoch sind, konnte man die Schneegrenze ungefähr bei 2400m einschätzen...
Der Blick von Mont Dauphin in Richtung Barre des Ecrins
Am Spätnachmittag bin ich zum Col du Vars (2.109m) hochgefahren, weil es das nächstgelegene Paß war.
Tja, dann war Packen und Putzen angesagt, am nächsten Tag ging es wieder heimwärts, wovon ich demnächst berichten werde.
Was ich bislang nicht erwähnt habe, dass ich neben dem großen Frankreich-Straßenatlas (1:200.000) von Michelin auch lokale Karten von IGN verwendet habe, hierbei die Karte im Maßstab 1:100.000 (Serie Top100) vom Gebiet Gap/Briancon (Nr.158), auf der schon recht genau auch kleine Nebenstraßen sowie Fahrwege eingezeichnet sind. Ob diese befestigt oder unbefestigt sind, ist genau markiert. Selbst die wichtigsten Wanderwege sind eingezeichnet. Ich habe halt das Glück, dass es in Freiburg einen Landkartenladen gibt, der sehr gut sortiert ist und sämtliche Top100 Karten von IGN auf Lager hat. Dazu habe ich mir vor Ort noch eine Karte der Umgebung von Lac Serre-Poncon im Maßstab 1:25.000, ebenfalls von IGN (Serie Top25), besorgt.
Lac Serre-Poncon am frühen Morgen vor der Heimfahrt
Schweren Herzens nehmen wir Abschied von dieser tollen Gegend. Aber die Kühlbox ist vollgestopft mit Leckereien, die wir Tags zuvor eingekauft haben... 🙂
Nun, so verrückt ich bin und mir direkte Wege zu langweilig sind, gibt es auch wieder eine Heimfahrt mit Umwegen. Also ging es zunächst von Savines-le-Lac, wo wir noch ein frisches Baguette geholt haben, auf der N94 nach Gap. Dort haben wir aber nicht den direkten Weg (N85)nach Grenoble genommen, sondern sind auf der D994 weiter in Richtung Westen gefahren. Westlich von Veynes sind wir auf die E712, die von Sisteron nach Grenoble führt und parallel der N85 verläuft. Mein erstes Etappenziel war der Mont Aiguille, ein ziemlich freistehender Tafelberg, den ich unbedingt fotografieren wollte. Leider war dieser im Nebel eingehüllt, so dass wir die Tour zügig fortsetzen mußen. Kurz darauf ging es auf der A51 nach Grenoble, wobei wir unterwegs gesehen haben, dass das Wetter in Richung Alpen etwas besser aussah.
Also sind wir kurz vor Grenoble von der Autobahn runter und über kleine Straßen zur D1091 gefahren, die das Romanche-Tal hinaufführt. Meine spontane Entscheidung, heute über Col Croix de Fer und Col du Glandon zu fahren. Hinweisschilder an der Strecke wiesen darauf hin, dass die Pässe noch offen sind, wobei der Galibier schon geschlossen war, den wir auf der Hinfahrt noch überqueren konnten. Meine Idee, zusätzlich auch den Col d'Iseran zu überqueren, habe ich gleich begraben, da dieser noch höher liegt als der Galibier.
Kurz vor Le Bourg-d'Oisans ging es nun auf die D526 zum Col de la Croix de Fer.
Das Dörfchen Le Rivier d'Allemont am Anstieg zum Col de la Croix de Fer.
Der Stausse Lac de Grand Maison
Am Col de la Croix de Fer auf 2067m Höhe. Hier lag die Schneefallgrenze 500m tiefer als im südlichen Teil der Dauphin-Alpen...
Ein "Pseudo"-Panorama mit dem Blick in Richtung Osten
Auf der Mauer sitzend und die Sonne genießend, umgeben von der Schneelandschaft, haben wir ein leckeres Picknick zu uns genommen...
Nach dem herrlichen Picknick hier oben sind wir rüber zum benachbarten Col du Glandon (1924m) gefahren, dort gibt es einen ganz speziellen Aussichtspunkt.
Dazu muss man von Parkplatz ein paar Minuten zum Berg hochlaufen...
...dann gelangt man hierher zu diesen seltsamen Stelen, unten im Boden ist ein Schild eingelassen, auf dem "Mont Blanc" steht. Blickt man von diesem Punkt zwischen die Stelen durch, sieht man den 90km entfernten Gipfel des höchsten Berges Europas (4810m)
Hier der Blick mit dem 300er Teleobjektiv.
Tja, dann ging es auf der D927 runter ins Maurienne-Tal nach Saint-Etienne-de-Cuines, dann auf der Autobahn A43 nach Chambery, weiter auf der A41 nach Genf. In Frankreich war es noch angenehm zu fahren. Als wir in der Schweiz Genf hinter uns gelassen haben, setzte am Spätnachmittag auf der A1 Genf-Lausanne-Bern-Solothurn langsam der Berufsverkehr ein. Selbst in der Schweiz ist das längst kein Spaß mehr... Sogar am Abend auf der A2 durch Basel nur noch Stop and Go... Auf der A5 von Basel nach Freiburg ließ der Verkehr zwar langsam nach, dafür aber mehr Raser, obwohl da auch streckenweise Tempolimit gilt.
Wir hatten den Urlaub sehr genossen, grandioses Wetter gehabt und tolle Landschaften gesehen. Wir haben uns sogar an die Ruhe und Gelassenheit der Menschen dort in den Westalpen gewöhnt. Vor allem beim Einkaufen oder beim Tanken haben wir schon gemrkt, dass dort alles etwas l a n g s a m e r geht... Als wir am Samstagmorgen nach unserer Heimkehr zum Aldi Einkaufen sind, waren wir angesichts der Hektik dort regelrecht geschockt...